Mittwoch, 11. April 2012

Neckar-Open 2012

Nach einer längeren Pause melde ich mal wieder zurück. Vom 05.-09.04.2012 spielte ich das in Deizisau befindliche Neckar-Open, welches traditionell stark besetzt war. Am Ende siegte GM Istratescu mit 7,5 Zählern nach Feinwertung vor GM Shanava. Bei mir lief es leider durchwachsen. Gegen Schwächere spielte ich eigentlich gut, gegen Stärkere (2 IMs,2 FMs) war ich teilweise völlig von der Rolle. So verpatzte ich beispielsweise meine more or less Gewinnstellung gegen IM Zeller noch zum Verlust. Die restlichen Niederlagen resultieren aus dem Duell Winterberg-Schweiz, das ich leider 0-3 verloren geben musste. So war mein erster Schweizer ein junger FM. Meine Vorbereitung kam aufs Brett, doch dummerweise vergaß ich im Ragozin im 16. Zug meine Vorbereitung, vergaß einen Zug und erhielt eine freudlose Stellung. Der 2. schweizer FM brauchte mich gar nicht schlagen, das tat ich selbst, aber dazu später mehr. In Runde 9 wurde mir dann auch noch ein schweizer IM zugelost. Ich kam mit seinem Eigenbau nicht klar, stand schlechter, verteidigte mich nicht ideal und verlor. Bevor ich aber auf die Gurke des Turniers eingehe, zunächst eine gute Partie: Ich entschied mich meine Drittrundenpartie gegen einen Gegner mit ca. 2000 zu präsentieren. OK, ist nicht gerade viel, dennoch fand ich mein Spiel recht gefällig.
Osmanovic-Winterberg:
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 d6 6.Le2 Sf6 natürlich möglich, 6...b5!? ist aber eine respektable Alternative 7.0-0 Le7 8.Le3 Dc7 9.a4 0-0 10.0-0 b6 11.Lf3 Lb7 12.Kh1 Sbd7 13.f5?! eine schlechte Entscheidung, Weiß sollte die Spannung halten, z.B. 13. De1 mit verteilten Chancen.
13...e5 14.Sb3 Tfd8 der typische Plan. Sollte sich Weiß in der Folge zu g4 erkühnen, folgt der programmatische Zentraldolchstoß d5! und Weiß ist in Nöten. 15. a5 gefällt mir nicht, warum soll er mir b5 erlauben? 15...b5 16.Sd2 es zeichnet sich planloses Spiel ab, was kein Wunder ist, wenn g4 gefährlich zu sein scheint. Es folgt ein Spiel auf ein Tor, mit bösem Ende für Weiß. 16...Tac8 17.De2 Db8!? (?!) Interessant, aber ungenau, da ein sofortiges b4 18.Sa2 d5 19.exd5 Dxc2! Weiß bereits vor große Probleme gestellt hätte. Aber auch das logische Db8 sollte einigen Vorteil und eine sehr angenehme Stellung behalten. 18.Tfc1? Der beste Versuch war wohl 18. Dd3!?, wonach Weiß noch mitmischt. 18...Da8 19.Lg1 b4 20. Sa4 d5! da ist endlich der Hebel. Weiß hat große Probleme.


21. exd5 Sxd5 22.Lxd5 Lxd5 23.Lb6? Das scheitert an einer kleinen Kombi. Beachtung verdiente 23.c4!?, wonach der Nachteil immernoch im Rahmen bliebe. 23...Sxb6 24.Sxb6 Lxg2+! 25.Dxg2 Dxg2+ 26.Kxg2 Txd2+ 27.Kg3 Tc6!? für die Galerie gespielt. Natürlich sprach nichts gegen Tcxc2, aber ich sah, dass der Bauer mir ohnehin nicht wegrennt, weshalb ich einen Angriff auf den weißen Monarchen zu inszenieren versuchte. 28.c4 bxc3 Schade, hier hätte ich meinen 27. Zug mit 28...Th6! rechtfertigen können, mit der Idee, dass auf 29. Th1 e4! mit Gewinn folgt, aber natürlich verdirbt auch bxc3 nichts. 29.Txc3 Txc3 30.bxc3 Td3+ 31.Kg2 Txc3 32.Td1 h5 33.Td7 Lb4 34.Sd5 Tc2+ 35.Kf3 Lxa5 36.Ta7 Txh2 37.Txa6 Le1 38.Ta8+ Kh7 39.Ta7 Td1 40.Ke4 h4 stellt eine Falle, in die Weiß auch prompt reintappt und damit seinen Untergang beschleunigt. 41. Txf7? Txd5!

Was folgt ist Agonie: 42.f6 Kg6 43.Tf8 Td6 44.fxg7 Kxg7 45.Tf3 Lg3 46.Tb3 Kg6 47.Tb8 Td4+ 48.Ke3 Kf5 49.Tf8+ Kg4 50.Tg8+ Kh3 51.Kf3 Tf4+ 52.Ke3 Kg2 53.Tg5 h3 und kaum zu glauben, mein Gegner wollte sich nicht mattsetzen lassen, sondern gab hier tatsächlich auf. 0-1

Nun werde ich die debakulöse Partie aus Runde 7 präsentieren. Man kann sagen, jedes Mal, wenn ich mich wieder an Brett 40-50 vorkämpfte, kam ein Schweizer und schubste mich wieder in die Mediokrität zurück. So auch in Runde 7:
FM Gähler-Winterberg:
1.e4 c5 2.Sc3 d6 3.Sge2 g6 Drachen? 4.g3 Nein! Lg7 5.Lg2 e5 6.d3 Se7 7.h4!? Dass mein junger Gegner eine Affinität für h-Bauern-Märsche hat, zeigte er auch in Runde 9...dort verzichtete er gar ganz auf die Rochade. 7...h5 8.Lg5 f6 9.Le3 Sbc6 10.Dd2 Le6 11.Sd5 Sd4 12.Sxe7 Dxe7 13.c3 Sxe2 14.Dxe2 Dd7 angesichts meines nächsten Zug ein saudämlich vorbereiteter Selbstfaller allererster Kajüte. 15.d4+/= und nun entkorkte ich 15...Tc8?? nach ca. 15 min. "Denkleistung" und stand zufrieden auf. 16.0-0 würde sich nämlich wegen cxd4 nebst Lc4 verbieten, und auch ansonsten steht Schwarz sehr befriedigend, wäre da nicht 16.d5 +-.




 Als ich ans Brett zurückkam traute ich meinen Augen nicht. Was zur Hölle habe ich bloß angerichtet? Ich starrte einige Zeit versteinert aufs Brett, fand mich mit meinem Schicksal ab, und spielte mit 16...Lf7 noch etwas weiter, um die Partie noch etwas künstlich in die Länge zu ziehen. 17.Lh3 f5 18.Dc2 De7 19. 0-0-0 Td8 20.exf5 Df6 21.Lg5 Lh6 22.f4 Lxg5 23.hxg5 Dg7 24.f6 Dh7 25.Da4+ Kf8 26.Dxa7 Le8 27.Db6 und allerhöchste Eisenbahn aufzugeben. 1-0