Samstag, 2. Juni 2012

Haßlocher Schachtage 2012

Auch die zweite Etappe des Turniermarathons ist geschafft. Die Hasslocher Schachtage sind beendet, GM Shchekachev (schreibt man den so?!) siegte am Ende vor IM Chernov und GM Svetushkin. Sowohl mein Mannschaftskollege IM Boidman als auch ich erreichten am Ende 5/7. Während er auf Platz 10 einlief, wurde ich allerdings nur 14. Nebenbei sei noch bemerkt, dass ein gewisser Anand die WM-Krone verteidigen konnte.
Natürlich möchte ich auch wieder eine interessante Partie vorführen und derer gab es eigentlich reichlich. Ich entschied mich, ausnahmsweise mal 2 zum Preis von einer zu präsentieren. Die Schlüsselstellung der Partie gegen GM Ikonnikov möchte ich euch aber auch nicht  vorenthalten und verweise diesbezüglich auf meine facebook-Seite.
So,jetzt zur Sache: Nach meiner Niedelage in Runde 3 durfte ich in Runde 4 gegen einen etwas schwächeren Gegner spielen. Das tut allerdings nichts zur Sache, da er keine groben Fehler machte und schnell in Schwierigkeiten geriet, obwohl ich konsequent wider jedwegen Eröffnungsprinzipien agierte.

Winterberg-Haug
1.d4 d5 2.Sf3 e6 3.c4 c6 4.Sc3 Ld6 selten gespielt, häufiger ist erst Sf6. 5.e3 f5 6.Le2 Sd7 7.Dc2 Df6 8.b3 Se7 9.Lb2 0-0 Ok, sieht alles sehr unspektulär aus. Weiß wählte einen ruhigen Aufbau, steht vielleicht etwas besser, aber wo soll er angreifen? Am Brett fand ich einen sehr interessanten Plan, geleitet von der Idee, dass in Stonewall-Stellungen der Springer auf d3 sehr gut steht. Ob ich auf diese Idee auch gekommen wäre, wenn ich nicht eine Woche zuvor in Wunsiedel mit Schwarz gegen M.Bottema einen Stonewall (sogar mit Mehrtempo!) spielte, und schnell Probleme bekam, da der weiße Plan sehr überzeugte?! 10.a3!? a5 11.Sa2 Der Springertanz beginnt. 11...Sg6 Schwarz hadert nicht und will angreifen, aber das hinterlässt Schwächen. Die weiße Unterentwicklung war am besten mit 11...a4 zu bekämpfen. 12.Sc1 De7 13.h4! Auch das noch! Erst zeitraubende Umgruppierungen, (vorläufiger) Verzicht auf die Rochade und jetzt zieht der Randbauer...und das scheint völlig in Ordnung zu sein! 13...e5 hält aktiv dagegen, aber überlässt Weiß einen bedeutenden Vorteil. 14.h5 Sh8 15.dxe5 Sxe5 16.Dc3 Shf7 17.Sd3 Sxf3? Eine seltsame Entscheidung. Natürlich wäre 17...Sxd3+ der Zug der Stunde gewesen. Nach 18.Lxd3 Sh6 19.Kf1 wäre eine Stellung mit verteilten Chancen entstanden, wo viel passieren kann. 18.gxf3! Richtig entschieden. Viel wichtiger als die Bauernstruktur ist die Dynamik. Über die g-Linie wird der Schwarze viel Ungemach auf sich zukommen sehen.


18...Sh6 19.Tg1 Tf7 20.c5 Lc7 21.0-0-0 f4 Die beste praktische Chance. 22.Sxf4 Lxf4 23.sxf4 Sf5 24.Ld3 d4 25.Dc2 Kf8 hier war guter Rat bereits teuer. Egal was Schwarz macht, der weiße Angriff wird entscheidend sein. 26. Tde1 Dc7 27.Te5 Sh6 28.Lxh7 Txf4 29.Tge1 Ld7 30.Dd2 Txf3 31.Dxd4 Tf6 32.Te7 Td8 33.Txg7 Auch 33.Dh4 wäre nicht von schlechten Eltern gewesen. 33...Df4+ 34.Dxf4 Txf4 35.Tg6 Sg4 mit Remisgebot... was soll man bloß dazu sagen?! 26.Tg8+ Kf7 37.Txd8 Le6 38.Lg6+ 1-0
Auch im modernen Schach ist also noch Platz für kreatives Spiel in frühen Eröffnungsstadien.

Die nächste Partie stammt aus der sechsten Runde gegen einen Gegner mit knapp über 2100 Elo. Was mir an dieser Partie gefällt ist die konsequente und vorallem schnelle Verwertung kleiner Vorteile auf kombinatorischem Wege:
Hegermann-Winterberg:
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Dc2 e6 5.Lg5 Sbd7 6.Lxf6 eine ungebräuchliche Fortsetzung. Schwarz sollte keinerlei Probleme haben. 6...Sxf6 7.e3 Ld6 8.Sc3 0-0 9.Td1 De7 10.Ld3 h6 11.0-0 b6 12.cxd5 cxd5 13.Tc1 Lb7 14.h3 Tfc8 15.Db1 a6! 16.a3 b5!

Auf dem Brett steht eine ruhige Stellung, die allerdings bereits etwas besser für Schwarz ist, da er am Damenflügel die Initiative besitzt. Weiß hat zwei Möglichkeiten diese zu bekämpfen. Entweder mit 17.b4 Sd7 18.Sd2 Sb6 19.Sb3 Sc4 20.Da2 e5!, was klar zu schwarzen Gunsten ist, oder aber mit der Partiefortsetzung 17.a4 b4! 18.Se2 Lc6 19.b3 Sd7 20.Tc2 Lb7 21.Tfc1 Txc2 22.Txc2? Und dies ist bereits ein ernster Fehler, der die Koordination der weißen Figuren nachhaltig stört. Es beginnen taktische Motive gesehen zu werden, die auf der Stärke des Läuferpaars und der Ungedecktheit der weißen Dame und des weißen Läufers beruhen. Genau deswegen war 22.Dxc2! der richtige Weg. Nach 22...a5 =/+ behielte Schwarz nur einen kleinen Vorteil. 22...e5! 23.dxe5 Sxe5 24.Sxe5 Dxe5 25.g3 d4! Der erste Hammerschlag.

26.e4! gut pariert. 26...Td8 27.Tc4 Lf8 28.Kh2 h5! Dieser Bauer wird auf h4 der Sargnagel werden... 29.f4 Df6 30.Dg1? ...und gerade deshalb war 30.h4 unbedingt notwendig, was es Schwarz nicht einfach gemacht hätte die Bastille zu stürmen, z.B. 30...Db6 31.Dc2 Td7=/+. 30...h4! Das Schachprogramm findet noch einen letzten Strohhalm, der allerdings keinem menschlichen Spieler gefallen würde: 31.gxh4 -/+ . Der Partiezug sieht zwar gesünder aus, verliert aber: 31.g4? Hier schoss mir plötzlich eine Taktik durch den Kopf. Gewinnt 31...Ld6 nicht? Auf 32.Df2 käme g5 33.Df3 gxf4 Ein amüsantes Bild. Schwarz hat Bauern auf b4,d4,f4,h4 während a4,c4,e4,g4 in weißer Hand sind. Schwarz hat sich etwas festgerannt auch wenn er mehr oder weniger problemlos gewinnen sollte. Aber wie heißt es? "Wenn du einen guten Zug gefunden hast, suche einen besseren". So kam es, dass ich mit 31...Lxe4! den zweiten Hammerschlag fand.


32.Lxe4 d3 33. Lxd3 werfen wir einen Blick auf die Alternativen: Sg3, Sd4 und Sc3 kommen sowieso nicht in Betracht, bleibt 33.Sc1 wonach Schwarz sowohl Dxf4+ als auch Db2+ spielen kann. Am besten ist wahrscheinlich 33...Dxf4+ 34. Kh1 (34. Kg2 Dg3+ -+) d2 35.Sd3 (35.Lh7+ Kxh7 36.Txf4 d1=D -+ bzw. 35.Se2 Dxe4-+) Txd3 mit Gewinn. Aber auch nach 33.Lxd3 behält Schwarz entscheidenden Vorteil, da nun der offene weiße König den eindringenden Schwerfiguren schutzlos ausgeliefert ist. 33...Txd3 34.Db1 Td2  35.Te4?! Txe2+! Aller guten Dinge sind drei. Der erste Hammer (25...d4!) wurde vom weißen gut weggesteckt, nach dem zweiten (31...Lxe4!) war er bereits stehend KO und dieser letzte Keulenhieb knipst endgültig die Lichter aus. 0-1.
Interessant hierbei war die Verknüpfung der Motive Läuferpaar, geschwächte Königsstellung und Keilbauer.

In Bälde wird schon der Bericht über das RLP-Open folgen.

Montag, 21. Mai 2012

Wunsiedel Schachfestival

Hallo liebe Schachfreunde,
während Anand und Gelfand sich derzeit in Moskau um die WM-Krone streiten (derzeit steht es 4:4), spielte ich das Wunsiedel Schachfestival als Beginn des anstehenden Turniermarathons. Freitag geht es nämlich schon wieder ab nach Haßloch, wenig später zum RLP-Open nach Altenkirchen.

Es lief recht durchwachsen für mich. An für sich bin ich zufrieden, doch übersah ich in 3 Partien einzügige Drohungen, bzw. Gewinnideen... wenn's einfach wird, wanke ich irgendwie immer. Sieger nach 7 Runden wurde der Bulgare GM Teterev vor dem Setzlistenersten GM Howell, der trotz ständiger Zeitknappheit sehr gutes und aktives Schach spielte. Dritter wurde der starke GM Miezis, welcher einen aktiven und pointierten Stil hegt und sich auch vor Materialopfern nicht scheut.


Ich holte lediglich 3,5 Punkte, wobei ich gegen die schwächeren Spieler für feurig scharfe Stellungen sorgte, gegen die Starken aber schlussendlich immer verlor, da ich es schlichtweg nicht über mich bringe, Remisstellungen zu remisieren, bzw. Gewinnstellungen zu gewinnen.

Präsentieren möchte ich die brisanteste Partie meiner bisherigen Laufbahn, in der es auf und ab ging. Abschließend gab es zur Freude aller Kiebitze eine Zeitnotschlacht vom Feinsten, die es in dieser Form wohl kein zweites Mal gibt.

IM Richter- Winterberg
1.d4 d5 2.c4 c6 3.cxd5 cxd5 4.Sf3 Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Lf4 Lf5 7.e3 e6 8.Lb5 IM Richter spielt diese blutleere Eröffnung häufiger, wie ich bei der kurzen Vorbereitung feststellte. Sie hat einen Ruf als Remisvariante und in der Tat gewinnt Weiß auf GM-Niveau sehr selten. Dennoch habe ich, wenn ich mit Schwarz spiele immer den Eindruck, dass Weiß leichten Vorteil hat, während Schwarz eine für meinen Geschmack unangenehmere Stellung spielen muss. 8...Db6 9.0-0 Le7 10.De2 Tc8 11.Sa4 Da5 12.Tfc1 0-0 13.Sc5 a6! stark gespielt. Db6 konnte wegen 14.Lxc6 bxc6 15.Se5 +/= kaum beeindrucken. 14.Lxc6 Txc6 15.Se5 Tcc8 16.g4?! für meinen Geschmack etwas unpassend. Eine ruhige Eröffnung spielen und plötzlich solche Experimente zu starten finde ich nicht sehr passend. Risikoloses Spiel erhielte Weiß nach dem simplen Sxb7, was ihm eventuell Minimalvorteil einbrächte. 16...Lxc5 17.dxc5 Lg6 18.c6! natürlich ist das der richtige Weg. Nun hat Schwarz ein Problem: Wie kann er sich dieses Bauerns entledigen? Interessanterweise verliert 18...bxc6? nämlich einfach die Qualität und 18...b5?! wirkt auch recht gefährlich. Der Partiezug ist daher sehr stark: 18...Db4! 19.Tc3 bxc6 Jetzt ist der Bauer verhaftet und Schwarz steht angenehm, während Weiß mit 16.g4?! einige Schwächen erzeugt hat. 20.Sxc6 Db7 21.Tac1 Kh8! Wiederum sehr stark gespielt. Dieser Zug musste bereits vor einigen Zügen vorausberechnet werden, da 21...Ta8 ein Zug ist, den man nur mit äußerstem Widerwillen ausführen würde. 22.f3 Tfe8 Was kann man sagen? Die weißen Figuren entfalten eine beträchtliche Aktivität, allerdings sind die schwarzen Figuren auch harmonisch postiert, Schwarz steht solide und Weiß hat sich am Königsflügel bereits etwas gelockert. Alles in allem dürfte Weiß dennoch leichten Vorteil haben. 23.Dd2 Sd7 24.Sa5 Da8 25.Lc7 e5 26.Tc6 d4!


Wieder ein starker Zug. Bei uns beiden wurde die Bedenkzeit bereits recht knapp und da ist dieser Zug besonders stark. Sollte sich Weiß nun zu 27.exd4 erkühnen, folgt e4! wonach die schwarzen Figuren aufleben und die weißen Schwächen am Königsflügel, sowie das Kräftevakuum im Zentrum und am Königsflügel ins Gewicht fallen. Der Textzug, der sehr schnell ausgeführt wurde ist daher stark, birgt aber auch seine Schattenseiten. 27.e4! Die folgerichtige Entscheidung, allerdings wird der Bauer d4 auf lange Sicht hin ein ewiges Leiden des Weißen werden und der Rappe wird sich wie ein Krake auf f4 breit machen. Kurzum: Momentan sollte Weiß das Gleichgewicht halten können, aber sämtliche Endspiele könnten den Nachziehenden bevorzugen. 27...f6 28.Dd3 Da7?! Aber das ist falsch. Besser war das solide Sb8 und sehen was sich ergibt. 29.b4 dies sichert Weiß einigen Vorteil. 29...Ta8?! auch das ist schlecht, allerdings beginnt langsam auch mein Gegner zu straucheln. Zeitnot eben! 30.Kg2?! er macht einfach einen neutralen Zug, viel besser war 30.a4, was nicht rosig für Schwarz aussieht. 30...Sf8 31.Dc4 Te7 32.Lb6 Db8 33.Lb6 Da7 keine Experimente, allerdings hätte Schwarz nach De8!? vielleicht sogar mit Vorteil rechnen können
34.Ld6 spielt auf Sieg. 34...Lf7? Ein dicker Bock 35.Dc5? Erwidert das Geschenk. Dxa6 +/- lag auf der Hand, entging uns aber in der Hitze des Gefechts. 35...Se6 36.Dxa7 Texa7 37.Tc8+ Lg8 hielt ich für erzwungen, doch der Silikonkopf beweist, dass auch 37...Txc8 spielbar war. Die Pointe besteht in 38.Txc8+ Lg8 39.Sc6?? d3!-+. Aber wer hätte mit wenigen Sekunden nicht das scheinbar für Weiß gewinnende Sc6 gezogen? Hätte ich so den Sieg erringen können?! 38.Kf1 h6?! Natürlich kein Fehler, aber Txc8 39.Txc8 Td7 hätte Vorteil versprochen. 39.a4 Kh7 40.Txa8 Txa8 Geschafft! :-) 41. Sc6 Tc8 mit Remisgebot 42.Ke1 abgelehnt! Sf4 überraschenderweise ist dies ungenau. Ausgerechnet das merkwürdig anmutende 42...Sg5!? 43.b5 d3! hätte Schwarz beträchtlichen Vorteil eingeräumt. Aber wer spielt Sg5, wenn er nach f4 kann? 43.Kd2 Lb3 44.a5? er überzieht es. Sxd4 Txc1 Kxc1 Lxa4 wäre natürlich totremis, nun aber sollte Schwarz gewinnen.




 44...g5?? mal wieder ein Blackout in einfacher Stellung. 43...Lb3 war mit der Idee La4 verbunden, aber ich ziehe es nicht, da mir plötzlich 44.Sxd4 auffiel. Es ist schier unglaublich, dass ich darauf die Riposte Td8 übersah, wonach Schwarz sofort gewinnt. Auch die Alternativen sind schlecht für Weiß, da Schwarz auf b5 blockiert und die aktiven Figuren den Tag entscheiden sollten. 44...g5 hatte zum Einen die Idee den Sf4 zu decken, was Sxd4 verbietet und zum anderen f4 zu unterbinden, was ich nach Ideen wie 44...Sd3/Se2 45.KxS La4 fürchtete. 44...g5 erlaubt allerdings 45.b5 wonach Schwarz objektiv verloren sein sollte.
45...axb5 46.a6 Ta8 47.a7 Sg2 48.Lb8 das Blatt hat sich völlig gewandelt und Weiß hat alle Trümpfe in der Hand. Allerdings begann die Zeit nun bereits wieder auf ein Minimum zusammenzuschrumpfen, was einen spannenden Verlauf garantierte. 48...Se3 49.Sb4 Sc4+ 50.Ke2 Se3 51.Tc7+ Kg8 52.Tb7 Lc4+ 53.Kd2 Sf1+ 54.Ke1 d3 auch ich spiele meinen Trumpf aus und beschäftige den Anziehenden somit noch ein Weilchen. 55.Td7 d2+ 56. Kf2 Lb3 und hier endet meine Notation, der mitschreibende Schiri konnte den raschen Geschehnissen am Brett nicht folgen, somit bleibt der Rest schleierhaft. Aus dem Gedächtnis konnte ich noch 57.Kxf1 d1=D+ 58.Txd1 Lxd1 59.Kf2 La4 rekonstruieren. In der Folge opferte ich meinen Turm für Läufer und Bauer, während der Springer meinen Königsflügel rasierte und mein Läufer bis auf den h-Bauern alles wegboxte. Beide hatten unter 10 Sekunden und es wurde extrem hektisch. Unterwegs ging dann noch mein Läufer bei einer Springergabel über Bord. Das nächste was ich weiß ist, dass ich bei ihm 0,00 Sekunden sah und wir zeigleich reklamierten. Da wir aber mit elektronischen Uhren spielten, war zweifelsfrei bewiesen, dass ich die Zeit zuerst überschritt. Es hat also an einer einzigen Sekunde gelegen. Unglaublich!! Auch in Runde 7 verlor ich unglücklich gegen den starken Nachwuchsspieler J.-C. Schröder, nachdem auch er eine Remisstellung durch impulsives Vorgehen überzog, ich aber statt der Gewinnfortsetzung eine Verlustvariante wählte....Wenn ich doch endlich mal die Stellungen die da sind auch eintüten würde...
Naja, AWG alles wird gut, vielleicht schon diese Woche in Haßloch :)


Mittwoch, 11. April 2012

Neckar-Open 2012

Nach einer längeren Pause melde ich mal wieder zurück. Vom 05.-09.04.2012 spielte ich das in Deizisau befindliche Neckar-Open, welches traditionell stark besetzt war. Am Ende siegte GM Istratescu mit 7,5 Zählern nach Feinwertung vor GM Shanava. Bei mir lief es leider durchwachsen. Gegen Schwächere spielte ich eigentlich gut, gegen Stärkere (2 IMs,2 FMs) war ich teilweise völlig von der Rolle. So verpatzte ich beispielsweise meine more or less Gewinnstellung gegen IM Zeller noch zum Verlust. Die restlichen Niederlagen resultieren aus dem Duell Winterberg-Schweiz, das ich leider 0-3 verloren geben musste. So war mein erster Schweizer ein junger FM. Meine Vorbereitung kam aufs Brett, doch dummerweise vergaß ich im Ragozin im 16. Zug meine Vorbereitung, vergaß einen Zug und erhielt eine freudlose Stellung. Der 2. schweizer FM brauchte mich gar nicht schlagen, das tat ich selbst, aber dazu später mehr. In Runde 9 wurde mir dann auch noch ein schweizer IM zugelost. Ich kam mit seinem Eigenbau nicht klar, stand schlechter, verteidigte mich nicht ideal und verlor. Bevor ich aber auf die Gurke des Turniers eingehe, zunächst eine gute Partie: Ich entschied mich meine Drittrundenpartie gegen einen Gegner mit ca. 2000 zu präsentieren. OK, ist nicht gerade viel, dennoch fand ich mein Spiel recht gefällig.
Osmanovic-Winterberg:
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 d6 6.Le2 Sf6 natürlich möglich, 6...b5!? ist aber eine respektable Alternative 7.0-0 Le7 8.Le3 Dc7 9.a4 0-0 10.0-0 b6 11.Lf3 Lb7 12.Kh1 Sbd7 13.f5?! eine schlechte Entscheidung, Weiß sollte die Spannung halten, z.B. 13. De1 mit verteilten Chancen.
13...e5 14.Sb3 Tfd8 der typische Plan. Sollte sich Weiß in der Folge zu g4 erkühnen, folgt der programmatische Zentraldolchstoß d5! und Weiß ist in Nöten. 15. a5 gefällt mir nicht, warum soll er mir b5 erlauben? 15...b5 16.Sd2 es zeichnet sich planloses Spiel ab, was kein Wunder ist, wenn g4 gefährlich zu sein scheint. Es folgt ein Spiel auf ein Tor, mit bösem Ende für Weiß. 16...Tac8 17.De2 Db8!? (?!) Interessant, aber ungenau, da ein sofortiges b4 18.Sa2 d5 19.exd5 Dxc2! Weiß bereits vor große Probleme gestellt hätte. Aber auch das logische Db8 sollte einigen Vorteil und eine sehr angenehme Stellung behalten. 18.Tfc1? Der beste Versuch war wohl 18. Dd3!?, wonach Weiß noch mitmischt. 18...Da8 19.Lg1 b4 20. Sa4 d5! da ist endlich der Hebel. Weiß hat große Probleme.


21. exd5 Sxd5 22.Lxd5 Lxd5 23.Lb6? Das scheitert an einer kleinen Kombi. Beachtung verdiente 23.c4!?, wonach der Nachteil immernoch im Rahmen bliebe. 23...Sxb6 24.Sxb6 Lxg2+! 25.Dxg2 Dxg2+ 26.Kxg2 Txd2+ 27.Kg3 Tc6!? für die Galerie gespielt. Natürlich sprach nichts gegen Tcxc2, aber ich sah, dass der Bauer mir ohnehin nicht wegrennt, weshalb ich einen Angriff auf den weißen Monarchen zu inszenieren versuchte. 28.c4 bxc3 Schade, hier hätte ich meinen 27. Zug mit 28...Th6! rechtfertigen können, mit der Idee, dass auf 29. Th1 e4! mit Gewinn folgt, aber natürlich verdirbt auch bxc3 nichts. 29.Txc3 Txc3 30.bxc3 Td3+ 31.Kg2 Txc3 32.Td1 h5 33.Td7 Lb4 34.Sd5 Tc2+ 35.Kf3 Lxa5 36.Ta7 Txh2 37.Txa6 Le1 38.Ta8+ Kh7 39.Ta7 Td1 40.Ke4 h4 stellt eine Falle, in die Weiß auch prompt reintappt und damit seinen Untergang beschleunigt. 41. Txf7? Txd5!

Was folgt ist Agonie: 42.f6 Kg6 43.Tf8 Td6 44.fxg7 Kxg7 45.Tf3 Lg3 46.Tb3 Kg6 47.Tb8 Td4+ 48.Ke3 Kf5 49.Tf8+ Kg4 50.Tg8+ Kh3 51.Kf3 Tf4+ 52.Ke3 Kg2 53.Tg5 h3 und kaum zu glauben, mein Gegner wollte sich nicht mattsetzen lassen, sondern gab hier tatsächlich auf. 0-1

Nun werde ich die debakulöse Partie aus Runde 7 präsentieren. Man kann sagen, jedes Mal, wenn ich mich wieder an Brett 40-50 vorkämpfte, kam ein Schweizer und schubste mich wieder in die Mediokrität zurück. So auch in Runde 7:
FM Gähler-Winterberg:
1.e4 c5 2.Sc3 d6 3.Sge2 g6 Drachen? 4.g3 Nein! Lg7 5.Lg2 e5 6.d3 Se7 7.h4!? Dass mein junger Gegner eine Affinität für h-Bauern-Märsche hat, zeigte er auch in Runde 9...dort verzichtete er gar ganz auf die Rochade. 7...h5 8.Lg5 f6 9.Le3 Sbc6 10.Dd2 Le6 11.Sd5 Sd4 12.Sxe7 Dxe7 13.c3 Sxe2 14.Dxe2 Dd7 angesichts meines nächsten Zug ein saudämlich vorbereiteter Selbstfaller allererster Kajüte. 15.d4+/= und nun entkorkte ich 15...Tc8?? nach ca. 15 min. "Denkleistung" und stand zufrieden auf. 16.0-0 würde sich nämlich wegen cxd4 nebst Lc4 verbieten, und auch ansonsten steht Schwarz sehr befriedigend, wäre da nicht 16.d5 +-.




 Als ich ans Brett zurückkam traute ich meinen Augen nicht. Was zur Hölle habe ich bloß angerichtet? Ich starrte einige Zeit versteinert aufs Brett, fand mich mit meinem Schicksal ab, und spielte mit 16...Lf7 noch etwas weiter, um die Partie noch etwas künstlich in die Länge zu ziehen. 17.Lh3 f5 18.Dc2 De7 19. 0-0-0 Td8 20.exf5 Df6 21.Lg5 Lh6 22.f4 Lxg5 23.hxg5 Dg7 24.f6 Dh7 25.Da4+ Kf8 26.Dxa7 Le8 27.Db6 und allerhöchste Eisenbahn aufzugeben. 1-0


Sonntag, 29. Januar 2012

Haken und Ösen

Heute war wieder ein Ligaspiel angesagt, das wir auch souverän mit 6:2 gewannen. Ich hatte es an  Brett 2 mit dem erfahrenen, grundsolide spielenden, Helmut Freise zu tun. Ihn mit Schwarz zu bezwingen, keine leichte Aufgabe! Doch habe ich ein gutes Gespür, welche Eröffnungen ich gegen welche Gegner anwenden sollte. Auch dieses Mal sollte ich mit meiner Eröffnungswahl, dem kämpferischen und komplizierten _Leningrader_System_  richtig liegen. Kurzum: Ich zockte die ersten 18 Züge in 4 min. runter, während mein Widerpart über eine Stunde brauchte. Vorbereitung ist das halbe Leben :-). Da mein Gegner die Theorie aber ab Zug 9 nicht mehr kannte, muss man anerkennend sagen, dass er sehr gut improvisiert hat und selbst den 10. Zug, den nicht jeder ziehen würde, gefunden hat. Nach einer dubiosen Entscheidung im 13. Zug bekam ich allerdings schon die Initiative, die ich allerdings im 30. Zug durch einen Selbstfaller in eine Verluststellung verwandelte. Den technischen Part spielte mein Gegner wiederum äußerst präzise und meine zahlreichen Schwindelversuche schlug er ab. Schade! Aber nun die Partie:

1.d4 g6 2.Sf3 Lg7 3.c4 f5 und plötzlich sind wir im Holländer, durch diese Zugfolge habe ich die "Killer"-Varianten umschifft, die bei 1.d4 f5 dem Schwarzen Kummer bereiten könnten. 4.g3 Sf6 5.Lg2 0-0
6.0-0 d6 7.Sc3 De8 Der zuverlässigste Zug 7...Sc6 ist in meinen Augen eine weniger bequeme Alternative, die Weiß in Vorteil bringt. Eine Alternative ist aber 7...c6 8.b3 Eine Nebenvariante, bei der Weiß auf keinen großen Vorteil zu hoffen braucht. Am ambitioniertesten und aggressivsten gilt 8.Sd5!? 8...e5!? Eine von vielen Möglichkeiten, die als OK für Schwaerz gelten. e5 ist sehr direkt und entspricht meinem Stil vollkommen. 9.dxe5 dxe5 10.e4! Sehr gut improvisiert. Ohne die Variante zu kennen auf solche Züge zu kommen zeugt von Spielverständnis. Ich hingegen durfte ihm weiterhin meine häusliche Analyse um die Ohren hauen. 10...Sc6 11.Sd5 Dd7 12.La3 Te8 Es ist schwer zu sagen, wo der Turm besser steht, jedenfalls wurden sowohl Te8 als auch Td8 schon gespielt. 13.Sxf6+?! Folgt unbewusst GM Gerry Hertneck. Vorzuziehen ist jedoch 14.exf5 was unter Anderem schon von GM Pinter und GM Magerramov gespielt wurde. Nach dem Textzug ist Schwarz bereits am Ruder, nicht zuletzt aufgrund der Schwäche des Punktes d4. 13...Lxf6 14. Dxd7N Eine Neuerung...in den beiden Vorgängerpartien wurde Dd5+ gegeben.Während Onischuk Ross überzeugend mit Schwarz schlug, machte GM Hertneck schnell Remis mit Yrjola.
14...Lxd7 15.Tad1 Tad8 16.Lh3 Le6 17. Tfe1 Txd1 18.Txd1 fxe4 19.Lxe6+ Txe6 20.Sd2 e3 21.fxe3 e4! Der schwarze Vorteil ist apparent und Weiß ist aus der Eröffnung heraus strategisch total überspielt worden. Der Rest ist doch eigentlich Formsache und ein Spiel auf ein Tor, oder? Prinzipiell ja, wenn ich mit Schwarz spiele, nein!

22.Kf2 h5!? Mein Plan ist es, gemütlich am Königsflügel aufzumarschieren, Weiß hat ohnehin kein Gegenspiel.
23.Ke2 g5 24.Tf1 Kg7 25.Tf5 Kg6 26.Tb5 b6 27.Td5 Se5?! Doch dies ist eine Ungenauigkeit. Das trockene 27...Sb8! lässt Schwarz beträchtlichen Vorteil und es ist schwer Weiß einen guten Rat zu geben und noch schwieriger die Stellung auf Dauer zu verteidigen. 28.Sxe4! Sxc4 29. bxc4 Txe4 Nun ist der Vorteil zusammengeschrumpft, was nun folgt ist ein folgenschwerer Irrtum, der daherrührt, dass ich das weiße Maneuver übersehen habe. Leider ist die Stellung plötzlich sogar hoffnungslos verloren. 30. Kd3 Tg4??
31. Lb4!


Schöne Bescherung, jetzt erst wurde mir klar, was ich angerichtet habe. Verständlich, dass ich mich hier bereits sehr unwohl fühlte. 31...h4 32.Le1 hxg3 33.hxg3 Le7 34.e4 Ld6 35. Txd6! Ich dachte eigentlich, dass das nicht geht. Berechnet hatte ich z.B. 35.Ke3 Lxg3 36.Kf3 Tf4+ 37.Kxg3 Txe4 mit 3 Bauern für die Figur, was sogar besser für Schwarz ist. 35...cxd6 36.Ke3 b5! 37.Kf3 Kh5 Darauf verließ ich mich, doch es kam 38.Lb4!! Autsch! Auch das 2.Lb4 ist mir entgangen. Nach diesem schrecklich starken Zug ist alles vorbei.

38...bxc4 39.Lxd6 c3 40.a4 c2 41.La3 Txe4 42.Kxe4 Kg4 43. Lc1 Alles läuft wie am Schnürchen...
43...Kxg3 44.Lxg5 Kg4 45.Lc1 Kh5 46.a5 Kg6 47.Kd5 Kf7 48.Kc6 Ke7 49.Kb7 Kd7 50.Lf4 Kd8 51.Kxa7 Kc8 52.a6 c1=D 53.Lxc1 Kc7 54.Lf4+ 1-0

In meinen Augen eine interessante Partie mit vielen interessanten Momenten, auch wenn mein Gegner schlussendlich das bessere Ende für sich hatte.

Sonntag, 22. Januar 2012

Deutscher Mannschaftspokal

Hallo Schachfreunde,
dieses Wochenende wurde die erste Runde des deutschen Mannschaftspokals ausgetragen. Diesbezüglich kommt man nicht umhin die grandiose Leistung des SC Heimbach-Weis/Neuwied zu erwähnen, die Bundesligist Eppingen mit 2,5-1,5 und Stadtilm mit 3-1 schlugen und somit unter den 16 verbleibenden Teams sind.
Meinereiner konnte gleich 2x voll punkten. Während die erste Partie einen strategischen Charakter trug, ging es heute schärfer zur Sache. Mein Gegner, ein sehr erfahrener Spieler mit Elo 2252, der früher die DDR-Damen trainierte. Ich hatte Weiß und ging direkt recht forsch an die Partie ran:
1.e4 d6 2.d4 g6 3.c4 Lg7 Damit sind wir jetzt in der Königsindischen Verteidigung, die einen lebhaften Kampf garantiert. 4.Sc3 Sf6 Interessant ist auch 4...Sc6, sich den Umstand zunutze machend, noch nicht Sf6 gespielt zu haben. 5.Le2 Sbd7 Sehr unflexibel, was mich dazu bewegte in die Vierbauernvariante überzuleiten, die ich ehrlichgesagt noch nie gespielt habe. Aber auf einen Kram wie 6.Sf3 0-0 7.0-0 e5 8.d5 Sc5 hatte ich keinen Bock. Ergo: 6.f4 0-0 7.Sf3 c6 (c5!?) 8.0-0 a6 9.e5 Se8 10.Kh1!? Ein prophylaktischer Zug- in einigen Varianten steht der König auf h1 nämlich besser. 10...e6? Ein schwacher Zug, der Schwarz wenig Freunde verspricht. Am weißen Vorteil wäre jedoch auch anderenfalls nichts zu rütteln. 11.Le3 d5 12.cxd5 Alternative dazu wäre 12.c5 gewesen, aber da Schwarz merkwürdig verheddert ist, öffne ich gerne die c-Linie. 12...cxd5 13.Lf2! Ein schlauer Zug, mit der Idee Lh4-e7, weshalb Schwarz weitere Verrenkungen machen muss.

Sc7 14.Lh4 De8 15.Db3 verhindert Sb6 und schnürt Schwarz somit weiter ein. 15...b5 16.a4 bxa4 17.Txa4 f6 18.exf6 Lxf6 19.Lg3! Es ist nicht in meinem Sinne zu tauschen, auch wenn danach die schwarzen Felder im schwarzen Lager zur Schwäche geneigt hätten. Lg3 droht akut f5 und verstärkt den Druck auf e5. 19...Ld8 20.Te1 Sf6 21.Se5 Ld7 22.Tb4 Lb5!? Ein impulsiver, aber auch interessanter Zug. Weiß wird mit einem Bauer abgespeist, Schwarz erhält mehr Spielraum und Weiß sieht sich technischen Schwierigkeiten konfrontiert. 23.Sxb5 axb5 24.Lxb5 Ich muss ihn nehmen Sxb5 25.Txb5 Se4? Er zog es aus der Hand... 26.Txd5! Rumms!


Mein Gegner überspielte den Schock, vielleicht aber auch nur, weil er das schreckliche Ende nicht kommen sah. 26...Sxg3+ 27.hxg3 La5 Er wirkte hier optimistisch, obwohl ich auch nach 28.Ta1 Vorteil behalten hätte.
Allerdings spielte ich energisch 28.Td6! Lxe1 29. Txe6 Da4?? Aus der Hand gezogen. Schwarz _muss_ sich auf das Endspiel einlassen, d.h. 29...Tb8 30.Dc4 Tc8 31. Txe8+ Txc4 32.Txf8+ Kxf8 33.Sxc4 Lxg3 34.b4 Lxf4 35.Kg1! Der g-Bauer muss auf g2 bleiben, damit Schwarz nicht zu einem Tausch kommt. Das Endspiel scheint gewonnen zu sein für Weiß. Nach 29...Da4?? stieg mein Puls auf schätzungsweise 180 angesichts des nun folgenden Finishs. 30. Txg6+ Kh8 31.Dg8+!! 1-0 Die Schlusstellung verdient ein Diagramm:

Montag, 16. Januar 2012

Entscheidung im 6. Zug?

Hallo Schachfreunde,
heute werden mal wieder paar Zeilen geschrieben: Es geht um die derzeit laufende SBRW-Meisterklasse, bei der ich nach 4 Runden mit einem ganzen Punkt Vorsprung führe. In Runde 4 traf ich auf einen Fidemeister, dessen Stärken und Schwächen mir vertraut sind und dessen Eröffnungsrepertoire ich kenne. Darum ging ich guten Mutes und gut vorbereitet in die Partie, um nach 1.e4 d5!? bereits eine psychologische Pleite zu erfahren ( Eigentlich ist er dem Rauser treu wie ein Hund). Naja, absolut unvorbereitet stand ich armer Puck nun da, fürchtend in eine Hausanalyse reinzulaufen. Es folgte: 2. exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd8. Dies ist eine alte Fortsetzung und stellt Weiß keine großen Probleme. Derzeit gilt 3...Dd6!? als die anspruchsvollste Erwiderung. 4.Lc4 g6 5.Sf3 Lg7 6.d4 Sh6?? Er zog es ohne mit der Wimper zu zucken, doch ist dieser Aufbau sehr schwach und völlig verfehlt. Normal wäre 4...Sf6 mit kleinem Plus für Weiß. Gegen den Bauern d4 spielen zu wollen, ist eine schöne Idee, klappt aber hinten und vorne nicht. Ein doppeltes Fragezeichen erscheint hart, aber praktisch steht Schwarz bereits hier auf Verlust. Hat mein Gegner etwa keine konkreten Varianten berechnet? 7.Lf4! Einfach und stark. Das schwarze Konzept wird nun widerlegt. 7...Sf5 8.Dd2 c6?! Angesicht des darauffolgenden Massakers kann auch das nicht gut sein. Besser ist 8...0-0 9.0-0-0




Sc6 10.d5 Sa5 11.Le2 Sd6 +/-, wobei Weiß auch hier klaren Vorteil hat. 9... b5 10.Lb3! Das passive Le2 wäre deutlich schlechter, da der Läufer von b3 aus Druck auf f7 ausübt. Auf ein schwarzes a5 würde nun staubtrocken a4 folgen. 10...0-0 Bei einem Vereinsabend könnte man hier witzeln: "Rochade zur Friedhofseite", doch ist die schwarze Stellung auch ohne Rochade bereits kaum zu halten. 11.h4 h5 Traurige Notwendigkeit 12.Se5! Hier sieht man den Unterschied zwischen 10.Lb3 und Le2, denn nun droht 13.Sxg6. 12...e6 13.g4 Zögerliches Spiel kann ich mir in dieser Partie nicht vorwerfen. hxg4 14.h5 g5 Ein verzweifelter Versuch den Kampf fortzusetzen. 15.h6 Auf Sxh6 würde nun Lxg5 folgen und auf Lxh6 Txh6. Daher ist 15...Lf6 erzwungen. Und nun: 16. Sxg4!


Nach sehr aggressivem Spiel ist dieses Opfer gerechtfertigt und gewinnt sogleich. Dieses Figurenopfer gipfelt den weißen Angriffswirbel. Die Initiative ist immer eine gefährliche Sache!! 16...gxf4 Entscheidet sich satt zu sterben, warum auch nicht. 17. Sxf6+ Dxf6 18. Dxf4 In der Tat gewannen hier auch Tdg1 und Se4. 18...Kh8 Werfen wir einen Blick auf die Alternativen: a) 18...Kh7 19.Se4 Dd8 20. Tdg1 Sd7 21.Dg4 Tg8 22.Dg7+ Txg7 23. hxg7+ Sh6 24.Sg5+ Dxg5 25. Txg5 +-  
b) 18...De7 19.h7+ Kh8 20.Tdg1 Df6 21. Se4 De7 22. Dg4 +-
c)18...Sd7 19. Tdg1+ Kh8 20.Dg4 Dg6 21.Dh3 Df6 22.Se4 De7 23.Dg2+-
Ok, zurück zur Partie: 18...Kh8 19. Tdg1 Tg8 20.Txg8+ Kxg8 21.Se4 De7 Einen schönen Knockout hätte 21...Dg6 22.h7+ Kh8 23. Dc7 Sh6 24. Dxc8+ Kxh7 25. c3! Dxe4 26. Lc2 +- erlaubt.
22.De5 Sd7 23. h7+ 1-0

 Die Schlussstellung zeigt die totale Dominanz des Weißen. Tragikomisch sind der Ta8 und der Lc8. Als Fazit muss man fast sagen, dass 6...Sh6 praktisch schon der Verlustzug war und es keiner weiteren Ungenauigkeiten bedurfte, diese Partie zu gewinnen. Jedenfalls bin ich mit einem 23-Züge Start-Ziel-Sieg gegen einen eigentlich als sehr zäh geltenden FM zufrieden!