Montag, 16. Januar 2012

Entscheidung im 6. Zug?

Hallo Schachfreunde,
heute werden mal wieder paar Zeilen geschrieben: Es geht um die derzeit laufende SBRW-Meisterklasse, bei der ich nach 4 Runden mit einem ganzen Punkt Vorsprung führe. In Runde 4 traf ich auf einen Fidemeister, dessen Stärken und Schwächen mir vertraut sind und dessen Eröffnungsrepertoire ich kenne. Darum ging ich guten Mutes und gut vorbereitet in die Partie, um nach 1.e4 d5!? bereits eine psychologische Pleite zu erfahren ( Eigentlich ist er dem Rauser treu wie ein Hund). Naja, absolut unvorbereitet stand ich armer Puck nun da, fürchtend in eine Hausanalyse reinzulaufen. Es folgte: 2. exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd8. Dies ist eine alte Fortsetzung und stellt Weiß keine großen Probleme. Derzeit gilt 3...Dd6!? als die anspruchsvollste Erwiderung. 4.Lc4 g6 5.Sf3 Lg7 6.d4 Sh6?? Er zog es ohne mit der Wimper zu zucken, doch ist dieser Aufbau sehr schwach und völlig verfehlt. Normal wäre 4...Sf6 mit kleinem Plus für Weiß. Gegen den Bauern d4 spielen zu wollen, ist eine schöne Idee, klappt aber hinten und vorne nicht. Ein doppeltes Fragezeichen erscheint hart, aber praktisch steht Schwarz bereits hier auf Verlust. Hat mein Gegner etwa keine konkreten Varianten berechnet? 7.Lf4! Einfach und stark. Das schwarze Konzept wird nun widerlegt. 7...Sf5 8.Dd2 c6?! Angesicht des darauffolgenden Massakers kann auch das nicht gut sein. Besser ist 8...0-0 9.0-0-0




Sc6 10.d5 Sa5 11.Le2 Sd6 +/-, wobei Weiß auch hier klaren Vorteil hat. 9... b5 10.Lb3! Das passive Le2 wäre deutlich schlechter, da der Läufer von b3 aus Druck auf f7 ausübt. Auf ein schwarzes a5 würde nun staubtrocken a4 folgen. 10...0-0 Bei einem Vereinsabend könnte man hier witzeln: "Rochade zur Friedhofseite", doch ist die schwarze Stellung auch ohne Rochade bereits kaum zu halten. 11.h4 h5 Traurige Notwendigkeit 12.Se5! Hier sieht man den Unterschied zwischen 10.Lb3 und Le2, denn nun droht 13.Sxg6. 12...e6 13.g4 Zögerliches Spiel kann ich mir in dieser Partie nicht vorwerfen. hxg4 14.h5 g5 Ein verzweifelter Versuch den Kampf fortzusetzen. 15.h6 Auf Sxh6 würde nun Lxg5 folgen und auf Lxh6 Txh6. Daher ist 15...Lf6 erzwungen. Und nun: 16. Sxg4!


Nach sehr aggressivem Spiel ist dieses Opfer gerechtfertigt und gewinnt sogleich. Dieses Figurenopfer gipfelt den weißen Angriffswirbel. Die Initiative ist immer eine gefährliche Sache!! 16...gxf4 Entscheidet sich satt zu sterben, warum auch nicht. 17. Sxf6+ Dxf6 18. Dxf4 In der Tat gewannen hier auch Tdg1 und Se4. 18...Kh8 Werfen wir einen Blick auf die Alternativen: a) 18...Kh7 19.Se4 Dd8 20. Tdg1 Sd7 21.Dg4 Tg8 22.Dg7+ Txg7 23. hxg7+ Sh6 24.Sg5+ Dxg5 25. Txg5 +-  
b) 18...De7 19.h7+ Kh8 20.Tdg1 Df6 21. Se4 De7 22. Dg4 +-
c)18...Sd7 19. Tdg1+ Kh8 20.Dg4 Dg6 21.Dh3 Df6 22.Se4 De7 23.Dg2+-
Ok, zurück zur Partie: 18...Kh8 19. Tdg1 Tg8 20.Txg8+ Kxg8 21.Se4 De7 Einen schönen Knockout hätte 21...Dg6 22.h7+ Kh8 23. Dc7 Sh6 24. Dxc8+ Kxh7 25. c3! Dxe4 26. Lc2 +- erlaubt.
22.De5 Sd7 23. h7+ 1-0

 Die Schlussstellung zeigt die totale Dominanz des Weißen. Tragikomisch sind der Ta8 und der Lc8. Als Fazit muss man fast sagen, dass 6...Sh6 praktisch schon der Verlustzug war und es keiner weiteren Ungenauigkeiten bedurfte, diese Partie zu gewinnen. Jedenfalls bin ich mit einem 23-Züge Start-Ziel-Sieg gegen einen eigentlich als sehr zäh geltenden FM zufrieden!

1 Kommentar:

  1. Sehr schönes warnendes Beispiel für Anfänger (aus schwarzer Sicht) ! Der Schwarze war einfach zu langsam in seiner Entwicklung.
    In `nem Schnellturnier bei Ford Köln hab ich auch mal einen philidorspielenden Titelträger
    durch simple, konsequente Befolgung elementarster Anfängerregeln (die er hingegen hochgradig missachtete) voll fertiggemacht !
    Gruss, Uli

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