Samstag, 12. November 2011

EUROPAMEISTER!!

Wir sind Papst, Kanzlerin und seit gestern auch _EUROPAMEISTER_ im Schach. Bei den 4-er-Mannschafts-Europameisterschaften im griechischen Porto Carras konnte die deutsche Herrendelegation bestehend aus GM Arkadij Naiditsch, GM Georg Meier, GM Daniel Fridman, GM Jan Gustafsson und GM Rainer Buhmann (Ersatzbrett) an Startplatz 10 gesetzt, sensationell nach 9 Runden den Titel holen. Lediglich Bulgarien musste man sich 3-1 geschlagen geben, wobei Arkadij ein "stilles" Remisgebot ablehnte, da Meiers Niederlage bereits außer Frage stand. Bemerkenswert ist, dass nur 2 Partien in 9 Runden verloren wurden. Das einzige Mannschaftsremis waren 4 Kurzremisen gegen Israel.
Zweiter wurde am Ende Aserbaidschan, 3. Ungarn. Dieser Erfolg am 11.11.11 ist ein historischer Erfolg und der erste Sieg bei einer EM von "Team Germany", welches sich durch großen Kampfgeist und sehr mannschaftsdienliches Verhalten auszeichnete.
Das Damenteam wurde -an Platz 7 gesetzt, mit dem Ziel diesen Platz zu halten- am Ende 8. Dies ist allerdings kein schlechtes Ergebnis, und hätte Sarah Hoolt in der Schlussrunde nicht in einem akuten Anfall mehrzügiger Schachblindheit ihren Gewinn zu einem Verlust gemacht, wäre es am Ende sogar Platz 6 gewesen.

Hier, der vielleicht schönste Sieg der EM. Wie streckte Jan Gustafsson als Anziehender Zahar Efimenko nieder? (Wer die Lösung will, kann bei mir nachfragen)









Außerdem möchte ich hiermit auf die ACO, also die erst jüngst gegründete Amateur Chess Organization hinweisen, deren Sinn und Ziele auf der offiziellen Homepage erklärt sind, und die angesehene deutsche Spitzenspieler wie z.B. GM Bindrich in Führungspositionen hat. http://www.amateurchess.com/

Sonntag, 16. Oktober 2011

Koblenzer Stadtmeisterschaft 2011

Vor wenigen Wochen begann die Koblenzer Stadtmeisterschaft, die immer freitags stattfindet. Leider ist das Turnier dieses Jahr sehr schwach besetzt, sodass ich mich seit 3 Runden am Spitzenbrett rumschlage. Dennoch ist dieses Turnier recht jugendkultig und so verwundert es nicht, dass auch oben Jugendspieler mitmischen. In Runde 3 bekam ich gegen einen dieser die weißen Steine zugelost, was mich zum einen deshalb erfreute, da ich mit Schwarz in Schnellpartien 3x nicht über ein Remis hinaus kam und zum Anderen wusste, dass er Caro-Kann mit Schwarz spielt. Warum ich gerne gegen Caro-Kann spiele? Weil es mir nicht in den Sinn kommt die Hauptvarianten mit 3.Sc3 oder 3.Sd2 zu spielen, wonach Schwarz das angestrebte dröge Spiel erhält, welches oft im Remishafen mündet. Nein, ich bevorzuge einige giftigere Abspiele, und setzte meinem jungen Gegner die giftigste Variante vor, bei der ich mir sicher war, dass er sich auf sie vorbereitet, da ich sie bereits in Runde 1 anwandte. Naja, ich muss sagen, dass ich am Ende doch etwas enttäuscht war und mehr Gegenwehr erwartet hatte. Nichtsdestotrotz war meine Leistung in der Partie durchaus gut. Aber seht selbst:
1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.Sc3 Db6!? hier fühlte ich mich etwas ertappt, da ich diesen Zug bisher nicht kannte, doch fand ich einen Weg doch noch in die Fahrwasser von 3...e6 4.g4 einzulenken. 5.f4 e6 6.g4 Lg6 7.S1e2 h5 ich hatte das Gefühl, dass mein Gegner nach f4 aus dem Buch geflogen ist, aber mit h5 spielt er mir in die Hände, da er offenbar mit der weißen Idee nicht vertraut war.  8.f5! exf5 9.g5! Die Idee ist schlichtweg die völlige Entwertung des Lg6 und die Einschnürung des Nachziehenden.

 9...Sa6 ein typisches Manöver in dieser Variante, dessen Ziel es ist, den Blockadespringer, der bald auf f4 auftauchen wird, abzutauschen. 10.Sf4 Sc7 11. Sce2 Se6 12.h4! rien ne vas plus. Der Königsflügel ist dicht, der Lg6 für lange Zeit aus dem Spiel, Schwarz mangelt es an aktiven Plänen und Gegenspiel und sogar die Entwicklung fällt ihm schwer. 12...Se7 13.Lh3 0-0-0 Diese Stellung war auch Bestandteil meiner Analysen, lediglich stand die Dame auf c7. Die Analyse ging weiter mit 0-0, doch mit der Dame auf b6 hängt immer mal wieder der Bauer e5, weshalb ich beschloss anders zu spielen. 14.a4 c5 15.a5 Dc7 16.c3 cxd4?! Das ist womöglich nicht gut, da es die c-Linie öffnet. Die Frage ist allerdings, was Schwarz tun soll, da ihm nützliche Züge wie Kb8, Sc6 irgendwann ausgehen, während Weiß einfach eine Angriffsstellung aufbaut. 17.cxd4 a6?! Auch das will mir nicht gefallen, da auf b6 nun ein Loch entsteht, das ideal als Springerbasis dient. Jedoch wäre Weiß auch nach 17...Sc6 18.Le3 Lb4+ 19.Kf2 Lxa5 20.Lg2 im Vorteil. Die schwarze Stellung ist also bereits sehr kritisch. 18.Le3 Kb8 19.0-0 Dd7 20.Lg2 paralysiert Schwarz völlig.

Sxf4 21.Lxf4! In dieser Stellung ist ein Springer auf f4 nicht mehr von Nöten, zumal ihm b6 winkt. Der Läufer droht stattdessen bereits d6+ mit Gewinn. Ka8 22. Sc3 De6 23.b4! Das ist nun wirklich zu viel für Schwarz.Weiß steht klar auf Gewinn. Sc6 24.b5 Sb4 25.bxa6 bxa6 In der Partie hielt ich das für einen Fehler, da es den König komplett öffnet, allerdings wären sowohl 25...Sxa6 26.Db3 als auch 25...Dxa6 26.Db3 nebst Ta4 völlig hoffnungslos. 26. Db3 Ka7 27.Tfc1 Sd3 Auf z.B.Le7 hätte Sa2 entschieden... 28. Sxd5 Sxc1 29.Txc1 1-0 Eine malerische Stellung: Bei Weiß ist alles total aktiv, bei Schwarz total unentwickelt, und immernoch mit dem Läufer auf g6.



Die Frage, wo Schwarz den entscheidenden Fehler beging, ist schwer zu beantworten. Die ganze Variante ist sehr schwierig für Schwarz und trotz des "Für-spielbar-haltens" des Schachprogramms, das bei positionellen Bauernopfern ein Horizontproblem hat, denke ich, dass Weiß besser steht.

Samstag, 8. Oktober 2011

Aktuelles

Ich spielte vor wenigen Tagen das Wormser Nibelungenopen. Und möchte direkt einmal auf eine interessante Partie gegen den Turnierfavoriten und nachmaligen Turniersieger eingehen.



 Diese Stellung erreichte ich als Nachziehender, die einem Spanier entsprang. Leider scheint es schwierig die Entwicklung zu beenden. 13...Se8! 14.Lb2 d5 15.Tf1 De7 hätte den weißen Vorteil jedoch auf ein Minimum beschränkt. Vom Wunsch beseelt dem Läuferpaar Geltung zukommen zu lassen, zog ich hier 13...Sb5!? (?!) 14. De4 g6 15. Lxb5


Nun bestand in 15...d5! eine ernstzunehmende Altenative. Das "Stangen-Paar" soll zum Leben erwachen. Nach z.B. Df3 käme 16...Lxc3! mit Verdoppelwhopperung der weißen Damenflügelbauern. 17.dxc3 cxb5 mit gleichem Spiel. 16.Da4?! wäre sogar schlecht, da cxb5 17.Dxb5 a6 18. Df1 d4! Schwarz die Initiative überlässt. Wie dem auch sei, ich entschied mich für 15...cxb5. 16.d4! ein starker Zug, der den Lf6 hemmt, und das Zentrum besetzt. a6 17.La3 d6 18.Tf1 und es sieht alles nach einem Start-Ziel-Sieg aus, doch durch eine List weiß ich meinen Figuren Leben einzuhauchen. 18...Lf5! Aktivität ist Trumpf. Der b7 ist völlig egal. 19.Dxb7 Tc8 20.Sd5 Lg5 21.Lxd6! Oh Schreck, oh Graus. 2 Minusbauern, was tun? Le6! Bereits bei cxb5 musste ich die Folgen dieser forcierten Abwicklung analysieren, und mein Gegner gestand nach der Partie, dass ihm dieser "Trick" entging, und dass ich das "gut berechnet" hätte. 22.Se7+ Lxe7 23.Lxe7 Ld5! Das ist des Pudels Kern:


Völlig geschockt griff er nun zu 24. Lxd8??, wonach ein Remisendspiel entsteht. Das Problem bei dem an sich starken 21.Lxd6! ist, dass Weiß in dieser Stellung tief abtauchen muss, um den Weg zu klarem Vorteil zu finden. Betrachten wir die Alternativen zu 24.Lxd8??. a) Da7!? Txc2!, darauf habe ich mich verlassen,doch Weiß schlägt mit 25. Txf7! zurück .Tc1+ 26.Kf2 Tc2+ 27.Kf1 Tc7 28.Lxd8 Txf7+ 29.Dxf7+ Kxf7 30.Ke2 Le4! und die weißfeldrige Blockade räumt Schwarz sehr gute Remisaussichten ein *_Warnung_: Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern sind häufig Remis!!*  b)24.Dxa6! ist natürlich der kritische Test. Txc2! 25.Txf7! war es bereits dieser Zug, den mein Gegner übersah? Txg2+ 26.Kf1 Dc7 27.Tf8+ Kg7 28.Df6+ Kh6 29. Dh4+ Kg7 und nun scheint 30. Tf3 schrecklich stark zu sein, doch hält Schwarz mit 30...g5! Remis. Stattdessen ist 30.e4! stark Txh2 31.Df6+ Kh6 32. Df4+ Dxf4 33.Txf4 und Schwarz steht womöglich auf Verlust, da die Bauern d und e ihm die Bude einrennen und der K auf h6 schrecklich abgeklemmt ist, so käme auf Kg7 immer wieder Lf8+ Kg8 Lh6 mit ständiger Mattdrohung in Frage.

Ok, eine wirklich _geile_ Stellung. Aber kann man meinem Gegner einen Vorwurf machen? Es wäre interessant zu wissen, wie weit er gerechnet hat. Nach 24.Lxd8?? Lxb7 25. Lf6 Txc2 versuchte er es noch mit dem trickreichen 26.d5, das ihm in der Tat auch noch Erfolg brachte. Ich zog Kf8??, da ich mich bei den Folgen von Lxd5 völlig verkalkulierte. Nach 27.Td1 Tc6 hat Weiß kein sicheres Feld auf der Diagonale a1-h8, da auf Le5 immer f6 folgt. Die Stellung ist schlichtweg totremis. Ich zog jedoch Kf8?? erreichte eine schwierige Stellung und verlor noch. Danach holte ich allerdings noch 1,5/2 und erreichte einen versöhnlichen 7.Platz.
Tja, wie eröffnet man so einen Blog bloß? Zunächst einmal etwas über mich:
Ich bin 19 Jahre alt, und mein nächstes Ziel, das noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, ist es Fidemeister zu werden. Neben zahlreichen Siegen in Jugend-Schnell- und Blitzturnieren, sowie Siegen, 2.Plätzen, 3.Plätzen bei offiziellen Jugendmeisterschaften sind vorallem der Sieg im Meister B-Turnier der offenen Rheinland-Meisterschaften 2009 mit 8/9 , der 2. Platz beim Godesburg Open 2010 hervorzuheben. Ich selbst habe Trainer und biete Onlinetraining an. Diesbezüglich lässt sich über meinen Marktwert verhandeln.

Mein Spielstil ist nicht so recht zu kategorisieren. Ich bin kein reiner Stratege, aber auch kein Feuerwerker à la Shirov. Mit Sicherheit bin ich aber kein Schieber und bekannt für kämpferisches Schach. Außerdem habe ich ein Faible für Nebenvarianten. Achja, ich mag Feuer auf dem Brett!! :))

Ziel dieses Blogges ist, euch über das internationale Schachbusiness auf dem Laufenden zu halten und überdies Diagramme und Partien zu veröffentlichen, die prinzipielle Motive behandeln und euern schachlichen Horizont erweitern sollen.



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